Landesverband der Film-Autoren Baden-Württemberg e.V.

Seminar „Gestaltung und Schnitt“

Clipart für Seminar

Von der Idee zum Film

Eine kleine Reise hatte Antje Müller angekündigt – eine Art Exkursion von der Filmidee bis zum fertig geschnittenen Film. 40 interessierte Filmemacher kommen am 3. August zum Seminar nach Esslingen-Mettingen, um Informationen zum Thema „Gestaltung und Schnitt“ zu erhalten. An vielen eigenen Beispielen demonstriert die Referentin ihre Vorgehensweise beim Filmemachen; bei Nachfragen aus dem Fach-Publikum geht sie gut auf deren spezifische Probleme ein.

Vorbereitung ist alles!

Auch beim Filmemachen gilt: das Wichtigste ist die Vorbereitung! Für wen soll der Film gemacht werden? Welches Genre soll der Film haben? Wo soll der Film zu sehen sein: auf Youtube, im Club, auf einem Wettbewerb? Wie will ich mich an die Zuschauern wenden: erzähle ich subjektiv als Reporter, erkläre ich einen Sachverhalt oder soll es ein reiner O-Ton-Film werden, ohne Kommentar und ohne Interviews? Wie lang soll der Film werden?

Die Hauptaussage des Films

Antje Müller empfiehlt, die Hauptaussage knackig und doch präzise in einem Satz zu formulieren und aufzuschreiben – er ist der „Rote Faden“, der für das Drehbuch, für die Aufnahmen, für die Sichtung des Materials, für den Filmschnitt hilfreich sein wird. Der Rote Faden soll den Zuschauer anschließend durch die Geschichte von Anfang bis ans Ende führen.

Seminar Schnitt und Gestaltung am 3. 8. 2024

Vorbereiten der Dreharbeiten

Die Dreharbeiten müssen vorbereitet werden:

  • mit Recherchen zum Thema
  • durch persönliche Gespräche mit den Protagonisten
  • wichtig ist die Besichtigung der Drehorte bereits vor den Dreharbeiten.
  • Aus den Recherchen, den Vorgesprächen und der Besichtigung wird das Drehbuch erstellt mit Einführung, Hauptinhalt und Schlussteil.

Die Dreharbeiten

  • Falls möglich, sollten mehrere Kameras laufen, die verschiedene Einstellungen der gleichen Szene aufnehmen
  • die Kamera sollte länger als notwendig laufen; oft erhält man dadurch für den Schnitt bessere Möglichkeiten oder sogar witzige Momente
  • Zwischenschnitte sammeln!!
  • nicht verfransen, auch wenn sich gleich nebenan interessante Aufnahmen anbieten – Mut zur Lücke!

„Mit einem bestehenden Plan kann ich improvisieren“, erklärt Müller, denn die Grundüberlegung ist schon vorhanden. Der Plan bewahrt den Filmer davor, endlos Material zu sammeln, sich auf Weniger – auf das Wesentliche – zu beschränken. Falls doch noch improvisiert werden muss, kann sich der Filmer trotzdem am Plan orientieren, am Roten Faden.

Vorbereiten Schnitt

Die Referentin erläutert ihre Vorgehensweise, um den Schnitt vorzubereiten. Zunächst sichtet sie das Material, schreibt die Inhalte auf, notiert die Kameraeinstellungen (Totale, Nah, Halbnah, Schwenk nach oben…).

Besondere Einstellungen und Töne kennzeichnet sie mit der „Sternchen-Methode“, indem Sie Sternchen für die Clips vergibt: *** für super-gute Clips, die müssen unbedingt verwendet werden, ** für die guten Clips,  *….

Die Themenblöcke erstellt sie mit Hilfe eines Kästchensystems. Jedes Kästchen enthält die passenden Filmclips und den geeigneten O-Ton. Das bringt Übersicht in das Material und gliedert schon den Schnitt.

Der Schnitt – die Gestaltung

Bilder, O-Töne, Geräusche, Musik, Kommentare werden zum Video geschnitten. Wichtig ist zunächst der Filmanfang – er muss den Zuschauer in den Film reinziehen, sei es durch eine interessante Nahaufnahme, durch eine Totale, die einen Rundum-Blick ermöglicht, durch eine entsprechende Musik, oder indem der Film gleich „ins Thema platzt“.

Anschließend wird die Geschichte erzählt, chronologisch, thematisch oder an einem Protagonisten orientiert. Der Schnitt ist Mittel zum Zweck und muss deshalb dem Roten Faden folgen. Die Hauptaussage des Films muss „rüberkommen“, der Film muss „funktionieren“.

Antje Müller gibt noch einige Tipps

  • erzählen Sie kleine, vollständige Geschichten in der Geschichte, dadurch wird der Film farbig, lebendig, interessant
  • schauen Sie sich den Film immer wieder „mit Anlauf“ an, dadurch bekommen Sie ein Gefühl für den Rhythmus
  • auch lange und interessante O-Töne sollten Sie unterbrechen, damit es nicht zu viele Informationen auf einmal werden
  • nach dem Erst-Schnitt sollten Sie den Film zunächst ruhen, „abhängen“ lassen
  • wenn man einige Zeit am Film gearbeitet hat, stellt sich „Betriebsblindheit“ ein; dann lassen Sie den Film erstmal liegen
  • es ist besser, den Protagonisten zu Wort kommen zu lassen als einen eigenen Kommentar einzufügen.

Fazit

Es war wieder ein interessantes Seminar, mit vielen Informationen und praktischen Tipps; viel Bekanntes war dabei, manches hatte man bisher schon intuitiv so gemacht. Aber das was bisher nur Intuition war, ist jetzt anwendbares Wissen.

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